Aus diesem Schrein gibt’s kein Entrinnen




Max von Schillings Oper "Mona Lisa" wurde am Staatstheater Braunschweig stürmisch gefeiert







(Auszug)


Ja doch, dieses Lächeln auf dem Bildnis der Gattin kann einen Ehemann seines Schlages irritieren. Ja doch, er wird wirklich hintergangen. Ja doch, Mona Lisa, die junge Schöne, schmiedet Fluchtpläne mit dem Geliebten. Und dennoch: Francesco, der stolze Florentiner, Francesco, der manische Perlenhüter, ist vor allem, pardon, ein echtes Schwein.

Diese Niedertracht ist für Max von Schillings’ 90 Jahre alte Oper "Mona Lisa" von elementarer Bedeutung. Humor: Fehlanzeige. Charme: Hält sich in Grenzen. Poesie: Es geht so. Nein, der abgründige Plot macht das Ganze so packend, die Story aus Mordlust und Begehren, Reichtum und Klaustrophobie.

Entsprechend viel spricht für eine bündige, ungesüßte, ganz auf ihre dramatische Wucht bedachte Inszenierung. Also so eine, wie Uwe Schwarz sie nun am Staatstheater Braunschweig zeigt. Mit Jubelstürmen, wie sie Regie-Trios nicht so oft erleben, feierte das Premieren-Publikum Uwe Schwarz, die Ausstatterin Dorit Lievenbrück und den Video-Macher Thomas Wolter.

Die Arbeitsteilung der drei funktioniert prima. Für des Dramas harten Kern ist zum einen das Bühnenbild da. Bedrohlich wird es von Francescos Perlen-Schrein dominiert, der so leicht zur tödlichen Falle wird. Zum anderen achtet die Regie darauf, dass Francescos Gemeinheit, Mona Lisas Beklemmung und Giovannis Erregung markant sind.

Aber dann sind da auch noch die fast flippig steil historisierenden Kostüme. Etwa auch des Nebenpersonals, das sich zwischen Karnevals-Ausgelassenheit und apokalyptischen Predigten zu entscheiden hat. Und dann sind da noch die Video-Bilder, welche die große Renaissance-Kunst ausreizen, welche aber auch den tödlichen Sog des Dramas ersichtlich machen können.

Vor allem gegen Ende geht diese Rechnung auf. Zum rachelüsternen Ausbruch der Mona Lisa, zum mächtig tönenden Blech zucken die Video-Bilder rasend effektvoll über die Leinwände. Das kribbelt, das facht an – und der clevere Schluss der Rahmenhandlung gibt dem Finale noch eine feine letzte Rundung.


Braunschweiger Zeitung, 13.06.2005

 

mona lisa


oper | max von schillings (1868-1933)


staatstheater braunschweig


inszenierung| uwe schwarz

musikalische leitung | jonas alber

ausstattung | dorit lievenbrück

video | thomas wolter


fotos: thomas wolter